Kautex Textron
Produktionsstätte
am Rande von Holzlar
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...Am 6. März 1945 um
zwei Uhr mittags fielen die Bomben. Das Werk
in Siegburg wurde bis auf die Kellerräume
zerstört. Die Firma musste neu beginnen
und so entstanden die Kautex-Werke in Holzlar,
die bereits 1947 wieder 47 Mitarbeiter beschäftigten.
Der Name "Kautex" ist übrigens
ein Phantasiename. Er entstand zu einer Zeit
als Kautschuk knapp und der Kunststoff entdeckt
wurde. Die Gebrüder Hagen erfanden den
Phantasienamen "Kautschuk-ex" und
daraus wurde "Kautex"!
Mit der Währungsreform
1948 und der Wiederherstellung des Geldwertes
sowie mit der Normalisierung der Rohstofflage
begann der rasche und unaufhaltsame Aufstieg
des Unternehmens. Als Pionier und Wegbereiter
setzte Reinold Hagen bedeutende Meilensteine
auf dem Weg der Kunststoffverarbeitung. So wurde
1949 die erste Kunststoffblasmaschine Europas
entwickelt und gebaut und ein Jahr später
gab es erneut eine Sensation für die Fachleute:
Als erste Firma der Welt brachte Kautex den
zehn Liter fassenden Kunststoffballon heraus...
Das Sortiment reichte bald von der kleinsten
Medikamentenphiole über das 50- bis zum
100-Liter-Fass. Der Name Kautex stand synonym
für die Flasche aus Kunststoff und die
‚Kautexflasche’ war aus dem Sprachgebrauch
nicht mehr wegzudenken. Die Nachfrage stieg
und Kautex expandierte. Es entstanden das Raststatter
Kunststoffwerk (RaKu) und die Kautex-Werke in
Bonn-Duisdorf. 1959 ist Kautex mit 1039 Mitarbeitern
der größte Produzent geblasener Hohlkörper
in Europa.
Eine weitere große Entwicklung
war der Bremsflüssigkeits-behälter
aus Polyethylen (PE), der erstmals 1960 serienmäßig
in Automobile eingebaut wurde. Kurze Zeit später
wurde der erste 5-Liter-Kraftstoffbehälter
aus Kunststoff amtlich zugelassen. Schließlich
fand man in über einer Million Autos den
Kunststoffreservekanister aus den Automaten
der Firma Kautex.
1935 wurde in
Holzlar, der Hauptniederlassung von
Kautex Textron, das erste Werk gegründet
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Im Jahr 1962, in dem Jahr,
in dem auch Kautex in den USA gegründet
wurde, wurde das 200 Liter Fass auf der Hannover
Messe vorgestellt. Weitere Entwicklungen dieser
Zeit waren die Milch- und Mineralwasserflaschen
für den Luftverkehr, die Kautex im Auftrag
der Deutschen Lufthansa herstellte. Mitte der
sechziger Jahre wurden zwei weitere Rekorde
aufgestellt: Mit dem 1100 Liter fassenden Heizöltank
wurde der größte blasegeformte Behälter
hergestellt. Die dazu notwendige Maschine galt
gleichzeitig als größte Blasformanlage
der Welt! In dieser Zeit wurden die Werke in
Eschwege und Wissen eröffnet und 1969 fand
die Einweihung des neuen fünfstöckigen
Verwaltungsgebäudes in Holzlar statt.
Vier Jahre später wurde nach zehnjähriger
Entwicklung der erste PE-Kraftstoffbehälter
serienmäßig bei der Produktion des
VW Passat eingebaut. Der Prototyp war bereits
1964 vorgestellt worden.
Alle von Reinold Hagen konstruierten
Maschinen wurden bis 1976 in der "kautex-eigenen"
Maschinenfabrik in Bonn gebaut. Hier entstanden
nicht nur die Blasautomaten, sondern auch Druckautomaten
zum Bedrucken der Hohlkörper und auch Maschinen
zum Bearbeiten und Aufbereiten der Kunststoffe
und wurden in fast alle Länder der Erde
exportiert 1976 dann wurde der Maschinenbau
an die Firma Krupp verkauft. Heute stellt Kautex
nur noch Maschinen für die eigenen Produktion
her.
Verwaltungsgebäude
an der Kautexstraße
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1985 gab es ein großes
Fest. Kautex wurde 50 Jahre alt. Auf der Jubiläumsfeier
am 17. Mai wurde Reinold Hagen die Blasform
für den ersten 10 l Ballon als Geschenk
überreicht. Damals zählte das Unternehmen
elf Werke über den ganzen Globus verteilt
mit ca. 2000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz
von 350 Millionen Mark. Reinold Hagen machte
sich Gedanken über die langfristige Zukunft
seines Unternehmens. Denn die weltweite Nachfrage
verlangte Investitionen, die weit über
das Maß einer normalen Expansion hinaus
gingen. Dies konnte nicht von einem allein bewältigt
werden und so wurde das Unternehmen Kautex in
einen Großkonzern eingebunden. Zunächst
wurden die Werke an Klöckner Duisburg verkauft,
die dann an Textron weiterverkauften. Seitdem
gehört Kautex nun zur Textron-Gruppe, ein
führendes nordamerikanisches Unternehmen.
In den achtziger Jahren wurden
die Werke in Barcelona/Spanien und Windsor/Kanada
eröffnet. 1993 folgte das Werk in Tessenderlo/Belgien,
in dem die weltweit erste Doppelblasformmaschine
in Betrieb genommen wurde. Mit ihr werden in
einem Arbeitsschritt gleich zwei Kraftstofftanks
produziert.
Heute ist Kautex Textron mit
seinen Werken und Büros in 16 Ländern
an 31 Standorten vertreten und steht seinen
Kunden in der Automobil- und der Verpackungsindustrie
mit über 4.800 Mitarbeitern als Systemführer
und Systementwickler zur Seite. 2001 erwirtschaftete
das Unternehmen einen Umsatz von 1 Mrd. Euro.
...weiter gehts im dritten
Teil
Weitere Informationen über Kautex-Textron
finden Sie im Internet unter www.kautex.de.
Interview von Jenny
Gewehr
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